Es funktioniert! Zentrale ernährungspolitische Themen wie Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung, Klimawandel, Natur- und Umweltschutz können als ein alltagtaugliches Modell dienen und für jeden erfahrbar gemacht werden. Bestes Beispiel dafür: das Kochrad Karlsruhe. Seit der Premiere am 29. Juli 2020 macht es zum sechsten Mal auf dem Abendmarkt Station.
Heute ist die Staatssekretärin aus dem Finanzministerium Baden-Württemberg, Gisela Splett zu Besuch. „Ich bin gespannt was mich hier erwartet – und natürlich möchte ich mitmachen“, sagt sie zu Beginn. „Die Selleriestängel in Scheiben schneiden und auch was von den Blättern nehmen“, heißt die freundliche Anweisung an die frühere Grünen-Stadträtin. Jetzt geht das Schnippeln los.
„Wir bekommen regelmäßig Lebensmittelspenden von den Marktbeschicker*innen. Mit dem was gerade Saison hat, kochen wir.“
Erzählt Valentin vom Kochrad-Team — ganz nach dem Motto: gutes, sauberes und faires Einkaufen und Kochen fördern die Nachhaltigkeit. Währenddessen halbiert Gisela Splett grüne Bohnen und Tomaten für das Antipasti. Mittlerweile sind noch mehr Helfer*innen am Kochrad eingetroffen. Sie schnippeln und tauschen sich dabei angeregt aus. Die Vernetzung klappt!
„Diesen Domino-Effekt haben wir uns erhofft“, sagt Vorständin Angelika Ziegler. Denn das Kochrad ist nicht nur Kochinsel, sondern auch ein mobiler Bildungs- und Begegnungsort, wo wichtige Ernährungsthemen in den Alltag der Verbraucher*innen transferiert werden. So sind die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der Art, wie Lebensmittel erzeugt und weiterverarbeitet werden und dem Zustand des Klimas immens. Weitere zentrale Handlungsfelder, die angesprochen werden, sind der Verlust der Bodenfruchtbarkeit, die Erzeugung von Unmengen an Verpackungsmüll, lange Transportwege und Wertschöpfungsketten in einem globalisierten Lebensmittelsystem sowie das individuelle Konsumverhalten einer*s jeden Bürgers und Bürgerin.
Spannenden Gesprächsstoff bieten auch die Streuobstwiesen der Staatssekretärin. Ein Bestand aus alten Mirabellen- und Apfelbäumen am Stadtrand von Karlsruhe, um die sie sich kümmere und wo auch ihre Bienen stehen. Aktuell stünde die Verarbeitung des Fallobstes zu Apfelmus, Saft u.a. an.
Und natürlich wird über die Zukunft des Kochrads gesprochen: „Kommen immer mehr neue Leute oder gibt es eine Stammkundschaft? Gelingt die Vernetzung auf Erzeuger*innenebene aus der unmittelbaren Region? Ist Karlsruhe nicht Nabel der Genussregionen Baden, Elsass und Pfalz und somit kulinarischer Hotspot?“
Wie jeden Mittwoch schliesst das gemeinsame Kochen mit der Verkostung: Antipasti aus saisonalem und regionalem Gemüse und ein bunter Salat mit Linsen, die im Badischen angebaut wurden in einer Vinaigrette aus Zwetschgen in Balsamico. Bon Appetit!